Bayern-Tirol-Tour 7. – 9. Oktober 2005

Bayern-Tirol-Tour 7. – 9. Oktober 2005

12 Teilnehmer: Asti & Markus, Michael, Dietmar, Wolfram & Andrea, Gerd, Holger, Paul, Klaus S., Bruno Termin: Fr 7. – So 9. Oktober 2005 Ziel: bayerisches Grenzland zu Tirol, und Tagestour in Tirol und Salzburger Land

Skizze der BayernTirol-Routen (Klick für Originalgröße)
Skizze der BayernTirol-Routen (Klick für Originalgröße)

Freitag, 07.10.05:

Mit Michael, Dietmar, Gerd, Klaus und Holger trafen sich fünf der gemeldeten Teilnehmer am Morgen am üblichen Sammelplatz vor der Dornier-Pforte. Wir starteten zunächst in der Reihenfolge Holger-Klaus-Gerd-Michael-Dietmar auf der B31 Richtung Osten, doch schon beim ersten LKW-Überholmanöver kurz hinter FN zog Gerd gar zu heftig am Kabel, welches auch umgehend beleidigt den Dienst quittierte und riß. Ein Abschießen Gerd´s durch Michaels heranstürmende FJR1300, deren Einspritzsystem im gleichen Moment noch immer unverfälschte „VOLLGAS“-Kommandos per intaktem Bowdenzug erhielt, ließ sich gerade eben noch vermeiden.

Gerd tuckerte mit der Choke-Standgasanhebung nach Hause und wechselte noch am Vormittag unter tatkräftiger Unterstützung Heidi´s den Gaszug, während die restlichen Vier über´s Allgäu (Stiefenhofen, Missen, Alpsee, Nesselwang, Reute) zur Mittagspause am Plansee/Tirol cruisten. Das Wetter war herrlich, mit Sonnenschein von blauweißen Himmel, gelbem Herbstlaub, roten und blauen Motorrädern vor grünem Wasser. Ein Urlaubstag !

Rast am Plansee
Rast am Plansee
am Ufer des Plansees
Am Ufer des Plansees

Die weitere Anfahrt über Ettal, Garmisch, Krün und die kleine Wallgau-Privatstraße brachte uns zum Silvensteinstausee – das ist der mit der Brücke mitten über den See. Die Wolkendecke hatte sich mittlerweile zugezogen, aber trocken blieb´s. Trocken war auch der Mohnkuchen in Rottach-Egern am Tegernsee, noch dazu auf rotweißer anstatt blauweißer Tischdecke. Und trocken war die Fahrerei am Tegernsee entlang, wo´s praktisch nur innerörtlich mit Tempo 50 dahin ging.

Doch spätestens ab Schliersee wurde es wieder feucht (in den Augen, in den Handflächen, etc.), denn wir durchfuhren Bayerischzell und dann hoch hinauf auf den Tatzelwurm. Diese Straße, eine ehemalige Bergrennstrecke, ist auch heute noch rennstreckenmäßig ausgelegt, sehr schnell mit tollen Kurven und schnellen Kehren. Leider erreichte die Tachonadel gerade so einmal die 100, denn das Tempo war auf 70 bis 80 limitiert. Schade, aber immerhin ist der Tatzelwurm noch für Mopeds befahrbar.

Und, noch kurz vor der Dämmerung, fanden wir auch unseren Gasthof Neiderhell in Kleinholzhausen. Die Motorräder parkten in einer großen, ansonsten von landwirtschaftlichem Nutzgerät beparkten Garage. Nun, immerhin paßte dieses Ambiente zu unseren eingestellten BMW-Boxern…

Während uns Erstankömmlingen in der Gaststube schon das eine oder andere Bier serviert wurde, trudelten die nachgezügelten Freunde Stück für Stück ein: Bruno, Asti & Markus, sowie Gerd, mit komplett neuen Gaszügen ! Viele einzelne Berichte über die individuellen Anreisen dieses Tages und ein deftiges Abendessen mit reichlich Bier aus oberbayerischen Brauereien beendeten den ersten Tag.

Holger selbst mußte noch eine Nachtschicht einlegen, denn die Gruppe beschloß aus verkehrstechnischen Erwägungen, die für Samstag avisierte Rundtour in umgekehrter Richtung zu befahren. Bei der notwendigen Umprogrammierung der Navi-Route entdeckte der Autor dann, daß die Zillertaler Höhenstraße aufgrund ihrer verzwickten Wegführung, und ihrer offensichtlichen verkehrsdichtemäßigen Minderbedeutung, nicht korrekt geroutet war. Die vertrackte (= daher der Begriff „Track“) Einprogrammierung der notwendigen zusätzlichen Waypoints, um das Garmin zu unserem Glück zu zwingen, war schließlich um 01:00 Uhr beendet.

Samstag, 08.10.05:

Das Tagesziel und die Route waren klar: 299 km rund um die Kitzbüheler Alpen, durch Tirol und Salzburger Land, mit der Zillertaler Höhenstraße als Höhepunkt – geografisch und dramaturgisch.

Um kurz nach 9:00 Uhr – unser Mitglied Paul aus Bad Aibling hatte sich schon zu uns gesellt – ging´s bei extrem schönem Herbstwetter los. Durch Kufstein hindurch, bis hierher war´s noch eher voralpenmäßig. Dann jedoch öffnete sich bei Ellmau und Going die Südflanke des Wilden Kaisers, 2500 m, und bot das erste richtige Kalkalpenpanorama.

In Kitzbühl – selbstverständlich fuhren wir mit Navi-Hilfe mitten durch das lebhafte Promistädtchen hindurch, man will ja schließlich sehen, wie Hansi H., Franz K., Toni S. und die restlichen Tiroler so leben – war die gefährlichste Skiabfahrt der Welt, die Streif, zwar noch grün, aber schon ausgeflaggt. UNSERE ausgeflaggte Tour ging nun nach Süden, den Paß Thurn hinauf in zunächst schwacher, dann stärkerer Steigung mit wenigen schnellen Kurven. Südlich der Paßhöhe gab es eine rasante Abfahrt mit wunderbaren Tiefblicken in das westliche Salzachtal im Salzburger Land. Die Kulisse bildete das Großglocknermassiv (bis 4000 m) im Osten und der Großvenediger (bis 3600 m) im Westen.

Mittagessen in Gerlos
Mittagessen in Gerlos
Blick ins Zillertal hinab
Blick ins Zillertal hinab

Ca. 40 km weiter westlich mieden wir dann die neue, schnelle Gerlosstraße und fuhren auf der alten Straße bergan. Die alte Gerlosstraße ist mautfrei, sehr wenig bis gar nicht befahren und bietet im unteren Drittel einen schönen Fernblick auf die Krimmler Wasserfälle – die größten in Europa, mit insgesamt 400 m Fallhöhe verteilt auf drei Fallstufen, im Frühjahr tosen bis zu 400.000 l / sec zu Tal.

Weiter oben verspielt diese enge, gewundene Straße durch z.T. 30 cm tiefe Bodenwellen und nur partiell vorhandene Fahrbahndecke Sympathiepunkte bei RT, FJR und Co., vermag jedoch die leichten Flitzer vom Schlage einer KTM oder Vstrom zu begeistern.

Ganz oben hatten wir noch einmal eine schöne Sicht hinab zum Speicher Durlaßboden, mit dem schon verschneiten Großvenedigerstock im Hintergrund, bevor wir auf halber Höhe der westlichen Rampe Richtung Zillertal in Gerlos zu Mittag speisten.

Gestärkt und entspannt rollten wir zunächst hinab nach Zell im Zillertal, und sogleich wieder hinauf zur Zillertaler Höhenstraße. Es geht sehr eng, sehr bucklig und kurvig-serpentinig hinauf auf 2000 m Höhe, dann verbleibt die Straße für ca. 20 km knapp oberhalb der Baumgrenze. Dem Besucher bieten sich immer wieder prächtige Tiefblicke hinunter ins Zillertal, und Panoramablicke über die gesamte Tauern-Hauptkette nach Osten. Aber nicht zu lange, denn sporadisch tauchen immer mal wieder mittig auf der Straße alte Mercedes E180 oder Opel Kadetts mit deutschem Kennzeichen auf, hinter dem Lenkrad – offen stehender Mund – ein 78jähriger Rentner, auf dem Beifahrersitz mit gerötetem Haupt seine glotzäugige Gattin. Die Armen können einfach nicht begreifen, warum sich Motorräder auf diese Straße verirren und unverschämterweise auch noch ca. 30% der Fahrbahnbreite für sich beanspruchen…

Biken auf der Zillertaler Höhenstraße
Biken auf der Zillertaler Höhenstraße

Trotz der fahrtechnischen Einschränkungen für die FJR/RT-Kategorie waren wir uns alle einig: diese Höhenstraße war das Highlight der Tour.

Die Weiterfahrt nach Norden führte uns über eine steil (ca. 25%) ansteigende Waldstraße hoch zum fjordähnlichen Achensee, und weiter über Tegernsee-Schliersee in die Dämmerung hinein und nach Kleinholzhausen zurück. Zu Steak, Rostbraten, Knödel und viel viel Bier.

Sonntag, 09.10.05:

Die Rückfahrt. Auf Empfehlung Andreas steuerten wir die Wallfahrtskirche Wies bei Steingaden an, eines von 32 UNESCO-Weltkulturerben in Deutschland. Hinter Bad Tölz, wo wir Paul und Klaus verabschiedeten, und Murnau suchten und fanden wir (bzw. das Navi) wunderschöne und wenig befahrene Voralpenstraßen. Es paßte alles: Sonne, Wärme, klare Sicht bis zum optischen Horizont, herbstlich bunte Landschaft und verträumte Weiler, bis zur Wieskirche.

Wieskirche
Wieskirche

Sie steht einsam in einem abgelegenen Seitental und bietet Barockschmuck vom Feinsten. Jedoch muß man unglaubliche Touristenströme in Kauf nehmen, wird aber hinterher mit einem Schwung original bayerische Weißwurschd und Weizenbier (alkoholfrei) im Gasthof neben der Kirche belohnt, zu humanen Preisen.

Weißwurschd-Frühstück
Weißwurschd-Frühstück

Die Weiterfahrt Richtung Allgäu verlief ähnlich unproblematisch, über noch kleinere und kleinste Allgäudorfverbindungsstraßen dank Navi (gar nicht planbar – muß man nehmen, wie das Navi es anbietet), und diese großartige Tour endete bei einem gemeinsamen Kaffee unterhalb Scheidegg.

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