FRÄNKISCHE SCHWEIZ-TOUR 23.-26. Juni 2005

FRÄNKISCHE SCHWEIZ-TOUR 23.-26. Juni 2005

Bilder: Peter K.
Bericht: Holger
Gefahrene km: ca. 1350
Mitfahrer: Hermann, Johannes, Günther, Peter K., Gerd, Holger + Claudia

23. Juni:

Anfahrt ca. 400 km. Abfahrt 9:00 Uhr Hauptpforte. Die Hinfahrt brachte uns über Baienfurt – Aitrach kurz auf die A96, um Memmingen zu umgehen, und dann über die sanft geschwungene B300 über Krumbach bis nach Augsburg. Bis kurz vor Augsburg waren die Straßen noch relativ leer und erlaubten uns ein zügiges Dahingleiten bei bestem Wetter. Das Navigationssystem entschied dann autoritär und unverständlich, als „schnellste Route“ im Mittagsverkehr bei +29°C mitten durch Augsburg hindurchzufahren, was zwar eine beachtenswerte navigatorische Leistung darstellte, jedoch den einen oder anderen Vmax-Fahrer arg in Bedrängnis brachte. Zitat: „Das war zu heiß. Ich mußte meine Vmax mit Gasstößen am Leben halten…“.

Gruppe Pause
Gruppe Pause

Als Wiedergutmachung steuerten wir anschließend – konform mit dem Navi – durch die Bischofstadt Eichstätt hindurch in das wenig befahrene Altmühltal. Die dortigen Felsenkombinationen – vor allem die „12 Apostel“ – gaben uns einen kleinen Vorgeschmack auf unser eigentliches felsiges Ziel, die Fränkische Schweiz. Als Höhepunkt fanden wir in Pappenheim am Westrand des Altmühltals einen klasse schattigen Biergarten direkt am Fuße der Pappenheimer Burg. Nach dem zweiten alkoholfreien Weizen und kleinen Imbissen stieg die Stimmung wieder auf ein angemessenes euphorisches Maß an, und es kamen langsam Zweifel auf ob der Alkoholfreiheit des Weizens. Man kennt ja seine Pappenheimer nicht so genau…

Burg Pappenheim im Altmühltal
Burg Pappenheim im Altmühltal
Biergarten unterhalb Burg Pappenheim
Biergarten unterhalb Burg Pappenheim

Die weitere Fahrt nach Norden wurde durch immensen LKW-Verkehr auf Bundesstraßen sehr zäh. Nürnberg umfuhren wir großräumig auf A6 und A9 („immer Richtung Berlin“) bis zur Abfahrt Schnaittach. Ab dort versöhnten uns die letzten 20 km kleine Landstraßen wieder, die ersten kräftigen Steigungen und Gefälle kamen kurz vor Egloffstein hinzu, wo wir gegen 17:30 Uhr unseren Gasthof „Zur Alten Post“ bezogen. Die „Alte Post“ wird seit 20 Jahren alleine von einer Witwe und ihren Angestellten bewirtschaftet. Die Gästeklientel war sehr gemischt, außer uns Bikern gab´s noch eine FreeClimber-Gruppe, eine feiernde Großfamilie, einen Porschefahrer und ein paar Holländer. Die Zimmer waren sehr groß, den Vogel aber schoß Günther mit seinem Himmelbett im Schlafgemach ab !

unser Gasthof Post Egloffstein
unser Gasthof Post Egloffstein

Die Post bietet eine ruhige Atmosphäre mit traditionellem und durchaus familiärem Ambiente, eine große Freiterasse zwei Meter über dem Hof, wo unsere Motorräder parkten (keine Garage), und schön aufgedeckte Tische. Die Krönung jedes Tages war das reichliche Abendessen a la carte aus der vielseitigen Speisekarte, dunkle frische obergärige Frankenbiere, Frankenweine und natürlich das breite Spektrum an Obstwässerchen (Schlehe, Quitte, Waldhimbeer, Pflaume, Kirsche, Apfel/Birne, usw.). Alles zu sehr vernünftigen Preisen und äußerst schmackhaft.

Ein Rundgang um den Ort Egloffstein, steil an den Berg gebaut – ganz hoch bis zur Burg kamen wir jedoch nicht – beendete den Anfahrtag.

Egloffstein
Egloffstein

24. Juni:

Gegen 9:20 stieß noch Johannes zu uns, der früh am Morgen in Markdorf aufbrach und seiner FJR auf der Autobahn die Sporen gab. Die Tagestour heute führte über kleine Landstraßen – so klein, dasses nicht mal mehr Leitpfosten gab („kürzeste Route“ !) – durch Feld und Wald und Weiler aus der Fränkischen hinaus und ins Fichtelgebirge hinein, auf wechselnden Straßen in großem Bogen rund um den Ochsenkopf. Auch oben im Fichtelgebirge war es keine Spur kühler.

Navi-Reprogrammierungspause in Reih und Glied
Navi-Reprogrammierungspause in Reih und Glied

Rückweg zur Wagnerstadt Bayreuth zur Markgräflichen Eremitage, vom Parkplatz aus in wenigen Minuten Fußmarsch zu erreichen – eine Art Wochenendschloß der früheren Markgrafen der Oberpfalz, die ihren Regierungssitz seit dem 18. Jh. in Bayreuth hatten. Die Eremitage ist den französichen Lustschlössern nachempfunden, mit Wasserspielen, Säulen, Statuen, Labyrinthen, Alleengängen und viel Wald. Absolut sehenswert. Günther konnte uns trotz widriger gastronomischer Umstände eine hochgeschätzte Runde Eiskaffee organisieren, damit boten wir der Hitze Paroli.

Eremitage Bayreuth Sonnentempel
Eremitage Bayreuth Sonnentempel
Eremitage Wasserspiele
Eremitage Wasserspiele

Nach über 200 km Tagestour führte der Rücksturz nach Egloffstein über eine sagenhafte Landstraße, ca. 3 km dauerndes Gefälle durch Waldgebiete hindurch, mit wohlgerundeten übersichtlichen Wechselkurven und griffigem Asphalt. Bei Tempo 120 stellten sich sehr sehr schräge Schräglagen ein.

Gruppe vor Sonnentempel
Gruppe vor Sonnentempel

Am Abend auf der Terrasse berichtete uns Günter dann ganz begeistert von seiner neuen Geschäftsidee: Motorradmitfahrten auf dem Soziussitz, für 5.00 Euro einmal diese Traumstrecke hinauf und wieder hinunter. Er war sich sicher, so den Lebensabend bestreiten zu können, und der Name für die Traumstrecke war geboren: „Die 5-Euro-Strecke“.

Egloffstein vor Gasthof Post
Egloffstein vor Gasthof Post

25. Juni

Ganz kostenlos war an diesem Morgen mein kurzer Ritt auf Peter´s Transalp. Das war ein so angenehmes und unbeschwertes, locker-flockiges Fahren, daß ich tatsächlich – zumindest für mich – den tieferen Sinn der übergroßen und überschweren PS-Hobel für Solofahrer in Frage stellen mußte. Immerhin war mir jetzt vollständig klar, warum eine zarte Elfe wie Asti auf einem handlichen Mittelklassemotorrad uns alle in den Schatten stellen kann…

Los geht’s: am Vormittag, bei bedecktem Himmel, fuhren wir zunächst den heutigen kulturellen Zwischenstop an: die barocke Balthasar-Neumann-Basilika in Gößweinstein. Wir parkten kurzerhand direkt vor dem Eingang des Franziskanerklosters (waren ja einige katholische Mitglieder dabei…) und nahmen die Basilika in Augenschein. Just wurde eine größere Wallfahrergruppe vom Pfarrer vor der Kirche empfangen und unter Gesang und Gebet in die Kirche geführt. Diese Menschen nehmen das Wallfahren sehr ernst und pilgern (zu Fuß) zu den heiligen Stätten, so wie wir zur Bikermesse ziehen. Nun ja, jedem das seine. Wir jedenfalls pilgerten zu unseren Motorrädern zurück, unsere modernen Altäre, die vor´m Franziskaner-Eingang standen.

Basilika Gößweinstein
Basilika Gößweinstein
Peter, nein, tu es nicht!
Peter, nein, tu es nicht!
Schloß Gößweinstein
Schloß Gößweinstein

Weiter ging die vorbereitete Rundtour kreuz und quer durch die Fränkische Schweiz südlich des Wiesenttals. Erneut hatten wir auf kleinen und kleinsten Straßen völlig freie Fahrt, einmal abgesehen von einer weiteren ca. 100 Mann starken Wallfahrergruppe, die uns auf einer engen Waldstraße singend und betend (die Wallfahrer, nicht wir Biker) begegnete. Der Versuch, sich Ortsnamen einzuprägen, mußte bis auf Einen kläglich scheitern (Trainmeusel, Wohlmannsgesell, Windischgaillenreuth, Obertrubach, Wichsenstein, …). Umso besser in Erinnerung blieben jedoch die ständigen z.T. starken Steigungen und Gefälle, wo Höhenunterschiede von 150-200 m fast ohne Kehren überwindet wurden. Die Landschaft ist mit ständigem Wechsel von Wäldern und Feldern und sehr kleinen landwirtschaftlich geprägten Dörfern ebenso abwechslungsreich.

Gegen Mittag fuhren wir gen Osten in den Veldensteiner Vorst, wo sich eine kleine gewundene Landstraße durch das enge Tal der Pegnitz zieht – ähnlich dem kleinen Donautal. Beim dortigen Tankstopp bewies die Vmax einmal mehr, welch robustes Männermotorrad sie ist, denn sie fuhr auch mit einem unfreiwilligen Benzin-Diesel-Gemisch einwandfrei – allerdings kann ich von keiner odoranten Aromawahrnehmung berichten, denn Günther fuhr fortan ganz hinten…

Pegnitztal
Pegnitztal

Kaffee-, Kuchen- und Forellenstop am Cafe Kraft im Pegnitztal, dann ab Hersbruck Rücksturz in die Fränkische Schweiz. Freilich zu früh, um den Tag zu beenden, also fuhren wir grün-gelbe Straßen nördlich Gößweinstein an und landeten im herrlich schattigen Biergarten auf der Burg Rabenstein. Weiter vorbei an Waischenfeld und Burg Rabeneck, das westliche Wiesenttal bis Ebermannstadt und dann nach ca. 220 km Tagestour zurück nach Egloffstein, um den sagenhaften Fahrtag auf der Post-Terrasse bei Steak, Wild, Fisch, Bier, Wein, Schnäpsen und aufregenden Geschichten von Starfighter-Kampffliegern und rotierenden Reeperbahn-Möpsen ausklingen zu lassen.

Gruppe vor Schloß Rabenstein
Gruppe vor Schloß Rabenstein

26. Juni:

Heimfahrt ca. 350 km. Peter mußte schon gegen 6:00 los, um vor 11:00 Uhr zuhause zu sein, was er auch schaffte. Der Rest der Truppe fuhr auf A9/A6, B2 und Seitenstraßen, und B300 mit sehr wenig Verkehr bis Krumbach und dann kleinste Oberschwaben-Landstraßen (= das Ergebnis der „kürzesten Route“, die ab und zu auch eine Dorfumfahrung umfuhr und direkt an Kirche/Rathaus/Friedhof vorbeiführte) bis Baienfurt. Hier löste sich gegen 16:00 Uhr die Gruppe auf.

SCHÖNSTES ERLEBNIS: wäre unfair, hier nur eines hervorzuheben. Wenn doch, dann würde ich sagen „die tolle Stimmung in unserer Frankentruppe“.

ZWEITSCHÖNSTES ERLEBNIS: das dunkle obergärige Bier, 1/2 l für 2.10 Euro.

ÜBELSTES ERLEBNIS: das 2:3 gegen Brasilien.

TECHNIK-ERLEBNIS: Navi-Fahren ist ein zweischneidiges Schwert. Es ist prima und entlastet den Tourguide sehr, wenn man mit Hilfe von Sprachdurchsage und Display eine vorgeplante Route abfährt. Bei gescheiter Programmierung (die schon viel Zeit in Anspruch nimmt) erlebt man Sträßchen, die man ansonsten bei normaler Orientierung per Straßenkarte nicht findet. Sobald man jedoch einen Waypoint verpaßt: entweder Navi abschalten, oder anhalten und umständlich die Route korrigieren. Der Nachteil ist, daß dieses Neuprogrammieren genau die Zeit beansprucht, die der Rest der Truppe zur Pinkel- und Zigarettenpause benutzt, und daher fährt der Tourguide immer mit voller Blase weiter…

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